KISD _TH Köln | Entwurfsprojekt BA | Winter 2016/17

Arrival City. Designing the Urban Commons

Einst geplant als Abbild idealer Gesellschaftsordnungen, stehen weltweit Städte vor gewaltigen Herausforderungen einer besonderen Urbanisierungsdynamik: unkontrolliertes Wachstum, Verlust öffentlichen Raumes, Migrationsströme, hybrider Extremismus. Ein Drittel der Weltbevölkerung zieht – über Provinzen, Länder, Kontinente hinweg – vom Land in die Städte. Der kanadische Journalist und Autor Doug Saunders beschreibt in seinem 2011 erschienenen und viel beachteten Buch Arrival City die gewaltigen Veränderungen der Städte in Asien, Nordamerika und Europa, die durch Migrationsbewegungen ausgelöst wurden.

War die Idee der Stadt meist mit der Vorstellung der Sesshaftigkeit und der ‚einen‘ Heimat verbunden, wird die „Arrival City“ im Sinne Saunders von hypermobilen, globalisierten Individuen genutzt und gestaltet. Dabei haben die neuen Bewohner/-innen meist Lebensbezüge zu mehr als einem Ort und pflegen transnationale Netzwerke (Mark Terkessidis, 2010). Ob der radikale unumkehrbare Wandel der Städte eine positive Entwicklung ist – sowohl für die Ankommenden als auch für die Städte, in denen sie ankommen –, hängt stark davon ab, ob die Städte auf sie vorbereitet sind.

In dem Semesterprojekt „Arrival City. Designing the Urban Commons“ befassten sich die Teilnehmer*innen mit unterschiedlichen historischen wie gegenwärtigen Ankunftsstädten und untersuchten sie unter der Prämisse von Migrations-, Flucht-, Tourismus- und Pendlerbewegungen. In analytisch-experimenteller Weise setzen sie sich mit den physischen Anordnungen und Materialitäten der informellen urbanen Agglomerationen sowie ihren Akteuren, Praktiken und Infrastrukturen auseinander. Wie produziert Migration Stadt? Wie kann Gestaltung die Städte auf die Ankommenden vorbereiten und ihre Bedingungen nachhaltig verbessern? Mit Arbeitsweisen der kritischen Kartografie, der 2D- und 3D-Datenvisualisierung sowie der parametrischen Modellierung entwickelten die Projektteilnehmer/-innen visuelle Systeme zu Ursachen, Erscheinungen und Wirkungen der Ankunftsstädte, die anschließend in einer Ausstellung präsentiert wurden.

Projektleitung: Prof. Dr. Carolin Höfler (Designtheorie und -forschung) mit Prof. Philipp Heidkamp (Interface/Interaction/System Design)

Teilnehmer/-innen: Rebecca Bäumer, Tonda Budszus, Inga Gebauer, Julianna Gräf, Onat Hekimoglu, Malte Hinrichs, Oliver Köneke, Kaon Kim, Nelly Schmerber, Viktoria Krausert, Lucca Sophie Weigert, Dilara Yakar, Felix Zelck

Fotografie: www.jck-photography.com

Bilder:
1: Nelly Schmerber, Favela Vila Nova Jaguaré in São Paulo und Blossom Valley in Mountain View, CA. Ein Vergleich, 2017.
2: Julianna Gräf, Paris Banlieues: Clichy-sous-Bois und Saint-Cloud, 2017 (links).
3: Oliver Manuel Köneke, Kowloon Walled City, Hong Kong, 2017 (Hintergrund links); Tonda Budszus, Oscar Niemeyers Edifício Copan, São Paulo, 2017 (Hintergrund rechts).
4: Nelly Schmerber, Favela Vila Nova Jaguaré in São Paulo und Blossom Valley in Mountain View, CA. Ein Vergleich, 2017.
5: Malte Hinrichs und Felix Zelck, Favela Vidigal, Rio de Janeiro, 2017.