Carolin Höfler: „Form und Feld“, in: Horst Bredekamp, Matthias Bruhn, Gabriele Werner (Hrsg.): Bildwelten des Wissens. Kunsthistorisches Jahrbuch für Bildkritik. Band 3,2: Digitale Form. Berlin: Akademie 2005, S. 64–73. [mehr]

Ohne Frage wurde der Computer in den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts zur omnipräsenten Infrastruktur der zeitgenössischen Architekturproduktion, was jedoch nicht heißt, dass er zur unbestrittenen Bedingung geworden ist. Bis heute wird der Computer als Werkzeug zur effizienten Planzeichnung eingesetzt, hingegen die Entwurfsidee anhand von Handskizzen und analogen Modellen entwickelt. Auch hinsichtlich der Möglichkeit der dreidimensionalen Visualisierung des Entwurfes, über die sich räumliche Vorstellungen als Ergänzung oder Ersatz zum Modellbau gewinnen lassen, wurde und wird der Nutzen der Maschine vor allem in der Beschleunigung des Entwurfsprozesses gesehen. Eine neue Phase erreichte die Nutzung des Computers mit seiner Instrumentalisierung zur architektonischen Formfindung und -fertigung.
Die von diesem Moment an geführte Auseinandersetzung um Vor- und Nachteile manueller und digitaler Entwurfsverfahren teilt Architekten und Theoretiker bis heute in oppositionelle Lager und erinnert in ihrer Polarität an die Debatten zwischen den verschiedenen Richtungen der Architektur der Moderne. Technische Medien und Methoden werden dabei mit Bedeutungen verknüpft, die in den zwanziger und sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts der geometrisch-abstrakten, rektangulären Formbildung zugeschrieben wurden, wohingegen manuelle Verfahren mit Vorstellungen der freien Gestaltfindung verbunden sind. Auf der einen Seite setzen die Kritiker der digitalen Werkzeuge und Produkte das Entwerfen am Rechner mit Reduktion, Monotonie, Reproduzierbarkeit und Beliebigkeit gleich, während ihnen das Handzeichnen und -modellieren als Ausdruck von Spontaneität, Imagination, Körperlichkeit und individueller Freiheit gilt. Die Alternative Computer versus Zeichnung führt so gewohnte Gegensatzpaare wie technisches versus handwerkliches Produkt, rationale versus freie Form, immaterieller vs. materieller Raum weiter.
Mit dieser dichotomen Einteilung der Entwurfsmedien werden unüberwindbare Gegensätze zwischen den verschiedenen Praktiken und Produkten aufgebaut, die in der gegenwärtigen, experimentellen Entwurfsarbeit und in den Gestaltungsergebnissen keine Rolle spielen.

Carolin Höfler: „Form und Feld“, in: Horst Bredekamp, Matthias Bruhn, Gabriele Werner (Hrsg.): Bildwelten des Wissens. Kunsthistorisches Jahrbuch für Bildkritik. Band 3,2: Digitale Form. Berlin: Akademie 2005, S. 64–73. [mehr]

Ohne Frage wurde der Computer in den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts zur omnipräsenten Infrastruktur der zeitgenössischen Architekturproduktion, was jedoch nicht heißt, dass er zur unbestrittenen Bedingung geworden ist. Bis heute wird der Computer als Werkzeug zur effizienten Planzeichnung eingesetzt, hingegen die Entwurfsidee anhand von Handskizzen und analogen Modellen entwickelt. Auch hinsichtlich der Möglichkeit der dreidimensionalen Visualisierung des Entwurfes, über die sich räumliche Vorstellungen als Ergänzung oder Ersatz zum Modellbau gewinnen lassen, wurde und wird der Nutzen der Maschine vor allem in der Beschleunigung des Entwurfsprozesses gesehen. Eine neue Phase erreichte die Nutzung des Computers mit seiner Instrumentalisierung zur architektonischen Formfindung und -fertigung.
Die von diesem Moment an geführte Auseinandersetzung um Vor- und Nachteile manueller und digitaler Entwurfsverfahren teilt Architekten und Theoretiker bis heute in oppositionelle Lager und erinnert in ihrer Polarität an die Debatten zwischen den verschiedenen Richtungen der Architektur der Moderne. Technische Medien und Methoden werden dabei mit Bedeutungen verknüpft, die in den zwanziger und sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts der geometrisch-abstrakten, rektangulären Formbildung zugeschrieben wurden, wohingegen manuelle Verfahren mit Vorstellungen der freien Gestaltfindung verbunden sind. Auf der einen Seite setzen die Kritiker der digitalen Werkzeuge und Produkte das Entwerfen am Rechner mit Reduktion, Monotonie, Reproduzierbarkeit und Beliebigkeit gleich, während ihnen das Handzeichnen und -modellieren als Ausdruck von Spontaneität, Imagination, Körperlichkeit und individueller Freiheit gilt. Die Alternative Computer versus Zeichnung führt so gewohnte Gegensatzpaare wie technisches versus handwerkliches Produkt, rationale versus freie Form, immaterieller vs. materieller Raum weiter.
Mit dieser dichotomen Einteilung der Entwurfsmedien werden unüberwindbare Gegensätze zwischen den verschiedenen Praktiken und Produkten aufgebaut, die in der gegenwärtigen, experimentellen Entwurfsarbeit und in den Gestaltungsergebnissen keine Rolle spielen.