Jule Schacht, David Sieverding & Martin Sistig, »Refarm the City«, Förderung im Rahmen des Transferfonds der TH Köln, 2023, Betreuung: Prof. Dr. Carolin Höfler, KISD, TH Köln
»Refarm the City« ist ein gefördertes Lehrforschungsprojekt zur nachhaltigen Lebensmittelproduktion in der Stadt. Als Orte der edible city (»Essbaren Stadt«) stehen die großräumigen Innenhöfe Kölns im Mittelpunkt der Untersuchung, die durch die Blockrandbebauung des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts entstanden sind und sich besonders gut für die Umwandlung in urbane Nutz- und Gemeinschaftsgärten eignen. Die meisten Höfen sind verbaute, verwahrloste und oft vergessene Räume der Stadt. »Refarm the City« widmet sich der Transformation eben dieser Höfe in Möglichkeitsräume einer neuen Urbanität, die alternative Formen der Teilhabe an Stadt und Gesellschaft eröffnen sollen. Der Innenhof in der Kölner Neustadt-Nord, umgeben von der Bebauung am Hansaring, der Lübecker Straße, Maybachstraße und Sudermannstraße, dient als temporäres »Realstadtlabor«. Er wird vom »CVJM Köln e.V.« als Vereinssitz und von der »Tafel Köln - Verteilen statt vernichten! e.V.« als Lebensmittelausgabestelle genutzt.
»Refarm the City« verfolgt ein städtebauliches und ökosoziales Prinzip, das Selbstversorgung, Biodiversität und soziale Effekte fördert. Die Trennung von Lebensmittelproduktion auf dem Land und Konsum in der Stadt wird grundsätzlich in Frage gestellt. »Refarm the City« ist eine Methode, die Lebensmittelproduktion in die Städte zu integrieren und sie damit widerstandsfähiger und unabhängiger gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels zu machen. Essbares Stadtgrün trägt dazu bei, das Stadtklima zu regulieren, die städtische Aufenthalts- und Kommunikationsqualität zu verbessern und neue Lebensräume für Tiere und Pflanzen zu schaffen. Gleichzeitig fördert das gemeinsame Anbauen, Ernten, Verarbeiten und Verzehren die Bildung eng vernetzter Gemeinschaften und den Austausch zwischen unterschiedlichen sozialen Milieus. »Refarm the City« lädt dazu ein, ein gemeinwohlorientiertes (agri-)kulturelles Netzwerk in der Stadt zu bilden, das sowohl soziale Interaktion und Kooperation durch gemeinsames Lernen in urbanen Gärten fördert, als auch Strukturen schafft, die städtische Mikroklimata und Ökosysteme positiv beeinflussen.
Das Haus der Architektur Köln hat die Studierenden eingeladen, ihr Projekt am 31. Oktober 2023 um 19 Uhr der Öffentlichkeit vorzustellen. Im November 2023 folgen öffentliche Stadtspaziergänge zu möglichen Orten urbaner Lebensmittelproduktion. In der Kooperation mit dem CVJM Köln liegt ein besonderer Fokus auf der Bewahrung und Wiederentdeckung gemeinschaftsstiftender Traditionen und lokaler Wissensformen rund um den Anbau von Lebensmitteln, deren Verarbeitung, Fermentierung und Konservierung. Dieses lokale, implizite Wissen wird in partizipativen Workshops zugänglich gemacht. Die gewonnenen Erkenntnisse werden anschließend in Handlungsempfehlungen für eine nachhaltige und resiliente Stadt übersetzt und in einer Ausstellung zur Diskussion gestellt.
»Refarm the City« wird von der TH-Forschungsstelle »Echtzeitstadt« sowie von dem Kooperationsprojekt »Open Universities« der TH Köln und der Universität zu Köln begleitet. Gleichzeitig findet ein Austausch mit der Fakultät für Architektur der TH Köln im Rahmen des neuen kooperativen Studienschwerpunktes »Raumstrategien« statt.
Die gleichnamige Bachelorarbeit von David Sieverding und Martin Sistig ist für den Kölner Designpreis 2023 nominiert.
Public Talk
Zeit: 31. Oktober 2023, 19.00 Uhr
Ort: Haus der Architektur Köln – Verein zur Förderung von Architektur und Städtebau e.V., Josef-Haubrich-Hof 2 (Kubus), 50676 Köln
Zeichnungen und Fotografien: David Sieverding und Martin Sistig
Postkarte: Pfirsichmauern in Montreuil-sous-Bois, Anfang des 20. Jahrhunderts (Creative Commons Wiki)